Raum-zeitliche Integration archäologischer Fachdaten im DFG-Schwerpunktprogramm 1630 - Häfen
Im Rahmen der Informationszusammenführung archäologischer Fachdaten werden die Kerninformationen der einzelnen Projekte zu Häfen und hafenrelevanter Infrastruktur in einem spezifischen Datenmodell zusammengestellt und unter Wahrung der jeweiligen Autorenrechte den anderen Projekten zur Verfügung gestellt. Damit wird eine übergreifende und konsistente Datenbasis geschaffen, die essentiell ist, um die im Rahmenantrag des Schwerpunktprogrammes festgelegten übergeordneten Fragestellungen zu analysieren.
Motivation
Während der ersten Förderperiode des SPP 1630 wurde die Notwendigkeit der synthetischen Zusammenführung von Daten und Informationen aus den Einzelprojekten identifiziert. Auf dieser Basis fanden im Folgenden konzeptionelle Vorarbeiten statt, um ein langfristig tragfähiges Modell für die Datenintegration, –analyse und –nachnutzung zu entwickeln. So entstand bereits ein auf tabellarisch erfassten Daten zu einzelnen Häfen basierender Prototyp eines WebGIS, welches die Möglichkeiten der Datenvisualisierung aufzeigt und als Basis für inhaltliche und technische Weiterentwicklungen dient. Die folgenden, im SPP Rahmenantrag festgelegten übergeordneten Fragestellungen sollen mit Hilfe des entstehenden Systems bedient werden:
- Konstruktive Entwicklungen von Häfen unter Berücksichtigung möglicher Technologietransfers sowie der Wechselwirkungen zwischen Schiffs- und Hafenbau
- Wechselwirkungen zwischen Topographie und Hafenbau unter Berücksichtigung von Landschaftsveränderungen durch bzw. für Hafenbauten
- Struktureller Wandel von Wirtschafts- und Verkehrsräumen unter Berücksichtigung der Zusammenhänge zwischen verkehrstechnischer Anbindung und ökonomischer Funktion von Häfen sowie ihrer Einbindung in Handelsnetzwerke
So kann eine weiterführende Analyse unter Berücksichtigung von externen Daten, wie beispielsweise NAVIS oder Flussnetzen, in einer als Webapplikation nutzbaren und abfragbaren Datenbank münden. Weiterhin besteht durch die Verwendung standardisierter Webdienste keine Bindung an begrenzte WebGIS-Funktionalitäten. Dies ermöglicht sowohl eine Einbindung in externe virtuelle Forschungsumgebungen, wie auch die Nutzung innerhalb kooperativen wissenschaftlichen Arbeitens.
Aktivitäten
Im Projekt „Datenzusammenführung“ wurde ein WebGIS konzipiert und umgesetzt. Dabei handelt es sich um eine webbasierte Anwendung, die es ermöglicht, die im SPP erfassten Daten zu speichern, zu analysieren und darzustellen. Dabei besteht das WebGIS aus einer PostgreSQL Datenbank mit der PostGIS-Erweiterung, einem Server für die Geodatenbereitstellung, dem GeoServer und einer Web-Applikation, die die Daten aus der Datenbank im Browser darstellbar macht.
Hauptbestandteil des WebGIS sind die von den Projektteilnehmern des SPP bereitgestellten Daten, inzwischen etwa 6.000 insbesondere hafenbezogene Standorte und Fundorte als Einzelpunkte. Für die räumliche Orientierung sind verschiedene Grundkarten und eine Karte der Meerestiefen implementiert. Weitere Datenschichten, wie der Hafendatensatz von de Graauw, ein Fetch-Datensatz zur Windanfälligkeit in der Adria und Infrastrukturelemente des Digital Atlas of Roman and Medieval Civilizations ermöglichen die Einordung der erfassten Daten aus dem SPP 1630 in die externe Fachwelt. Eine detailliert entwickelte Datenerfassungsrichtlinie ermöglicht es auch externen Forschern Daten im WebGIS des SPP bereitzustellen. Mehrere Forscher haben dieses Angebot inzwischen wahrgenommen und damit die Praktikabilität dieses Ansatzes belegt.
Resultate
Nachdem 2018 zwei Datenbände vorgelegt wurden, erschienen 2019 bereits sechs weitere, die im European Harbour Data Repository der Digitale Bibliothek Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena hinterlegt sind. In der Digitalen Bibliothek Thüringen werden die Daten auch für die Langzeitverfügbarkeit archiviert. Das European Harbour Data Repository steht unter der Creative Commons License CC-BY-NC-SA.
Jeder Band gibt die Resultate eines Projektteams innerhalb, aber auch außerhalb des Schwerpunktprogramms wieder, die einzelnen Bände unterscheiden sich daher im räumlichen und zeitlichen Fokus sowie in der Größe der Datensätze erheblich.
Das Datenbankschema, welches den Veröffentlichungen zugrunde liegt, wurde von einem Team aus Archäologen, Historikern, Geographen und Informatikern der Universität Jena und der Hochschule Mainz entwickelt. Unterstützt wurden sie vom Zentrum für baltische und skandinavische Archäologie Schleswig und von den anderen beteiligten Institutionen und Projekten im Rahmen des Schwerpunktprogramms.
Die veröffentlichten Bände werden von Lukas Werther, Hartmut Müller und Marion Foucher herausgegeben, unterstützt von Sebastian Steppan. Grundlage eines Bandes ist eine Exceltabelle. Sie katalogisiert römische und mittelalterliche Häfen, hafenbezogene Infrastruktur und Schiffe in ganz Europa. Vor der Veröffentlichung werden die Datenbestände mit Hilfe eines Protokolls überprüft, um inkonsistente und fehlende Angaben sowie Rechtschreibfehler zu vermeiden. Die verschiedenen Datensätze stehen sowohl als Excel-Datei als auch als .csv zur Verfügung, um eine langfristige Wiederverwendbarkeit zu ermöglichen. Zusätzliche Informationen und kritische Kommentare sind in einem beigefügten pdf verfügbar. Weitere Datensätze zur Veröffentlichung sind in Bearbeitung.