Schichtweise 3D-Dokumentation eines hallstattzeitlichen Kammergrabs in Form einer Blockbergung

Die Archäologische Staatssammlung München bearbeitet seit Mitte 2012 in ihren Restaurierungswerkstätten die Blockbergung eines hallstattzeitlichen Kammergrabes (7. Jh. v. Chr.) aus Otzing (LK Deggendorf, Niederbayern) mit einer Fülle von Kleinfunden, wie Schmuck und andersartigen Grabbeigaben.
Motivation
Es wird davon ausgegangen, dass es sich um ein Grab einer wohlhabenden Person handelt. Darauf lassen zahlreiche Funde und Grabbeigaben wie Elfenbeinschnitzereien und Metallgegenstände schließen. Auf das Grab stieß man beim Bau eines Trainingsplatzes. Es wurde zum größten Teil in einem Block geborgen und nach München transportiert. Hier erfolgt seit 2012 eine schichtenweise Freilegung des Grabes, wobei auch technische Hilfen, etwa ein Röntgenapparat eingesetzt wurden.
Zur Unterstützung der archäologischen Dokumentation wird jeder freigelegte Grabungszustand hochgenau (texturiert) dreidimensional erfasst. Dabei sind drei Grabungszustände geplant. Des Weiteren werden spezielle Einzelfunde, z. B. Grabbeigaben separat mit höherem Detailgrad dreidimensional dokumentiert.
Aktivitäten
Die dreidimensionale Dokumentation des Befundes von Otzing erfolgte mit einem Streifenlichtscanner (ATOS III), da er zum einen sehr flexibel bezüglich der erforderlichen 3D-Auflösungen ist und zum anderen in einem hohen Genauigkeitsbereich arbeitet. Für die Auswertung wurde auf eine Kombination aus 2D- und 3D-Daten gesetzt, die anhand eines GIS Systems (Qantum GIS) in die Dokumentation einfließen und mit einer Datenbank verknüpft werden sollen. Für diese Art der Auswertung sind 3D-Daten allein nicht ausreichend, da sie nicht die komplette Bandbreite an Informationen über das Objektes liefern, und daher keine vollständige Kartierung des Grabungszustandes gewährleisten.
Deshalb wurde zusätzlich ein photogrammetrischer Mehrbildverband erzeugt, der neben den 3D-Daten detaillierte Farbinformationen liefert. Diese zusätzlichen Informationen dienen beispielsweise der Lokalisierung und Kartierung unterschiedlicher Erdschichten. Grundlage für diese Kartierungen stellen zum einen 2,5D-Höhenmodelle und zum anderen maßstäbliche Orthobildpläne der einzelnen Grabungszustände dar.
Resultate
2012 wurde der erste Grabungszustand erfasst und in Quantum GIS als Höhenmodell und Orthophoto integriert. Anschließend wurden einige Darstellungen in Form von Kantenseparation, Höhenlinien und Reliefschattierungen erzeugt. Im Jahr 2013 erfolgte die Anbindung der GIS Daten an eine, in Absprache mit den zuständigen Archäologen entwickelte, einfache Datenbank. Da während der weiteren Freilegung eine Vielzahl von einzigartigen und komplexen Funden mit sehr detaillierten und feinen Strukturen zu Tage trat, konnte die dreidimensionale Dokumentation der nächsten Schicht erst Anfang 2015 fortgesetzt werden. Dabei wurde zum einen der Detaillierungsgrad der 3D-Messung erhöht (3D-Auflösung von 0.25mm) und zum anderen die Auflösung der externen Texturierung an die feinen Objektstrukturen angepasst. Abschließend erstellte Tobias Reich eine kleine Animation der Daten, die den Freilegungsverlauf und den einzigartigen Fund auf einfache Weise abbildet.