Monitoring an historischem Stuck mittels Streifenlichtprojektor am Château de Germolles

Abgeschlossen
Tobias Reich und Christian Degrigny bei der Vorbereitung des Stucks für die Erfassung i3mainz, CC BY SA 4.0

Ziel des Kooperationsprojektes zwischen dem i3mainz und der Sarl Germolles, vertreten durch Prof. Christian Degrigny, ist es, die Veränderungen und Deformationen der Stuckapplikationen des Garderobenzimmers von Margarethe von Bayern über mehrere Messkampagnen zu detektieren, zu analysieren und zu dokumentieren

Motivation

Mitten im Herzen von Burgund, in der Nähe von Beaune und Chalon-sur-Saône, ist Schloss Germolles, die am besten erhaltene Residenz der Herzöge von Burgund. Erbaut in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, spiegelt diese Anlage eine wichtige Seite in der Regionalgeschichte wider. Das Schloss ist auch eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die Gestaltung der Wohnräume im Frankreich des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, da die meisten der fürstlichen Paläste aus dieser Zeit verschwunden sind. (Wikipedia)

Einen sehr gut erhaltenen Bestandteil des Schlosses stellt das Garderobenzimmer von Margarethe von Bayern dar. Hervorzuheben sind hierbei vor allem die sehr schön verzierten Wände mit aus der Zeit stammenden Wandmalereien und Stuckelementen.

In historischen Bauwerken, wie dem oben genannten Chateau, wurden häufig Werkstoffe von unterschiedlicher Art und Qualität verwendet, die Aufgrund des einzigartigen Erhaltungszustandes nur schwerlich zu analysieren sind, ohne die jeweiligen Elemente zu beschädigen. Da es aber zu Bewegungen und Deformationen, hervorgerufen durch die architektonische Konstruktion, das verwendete Material oder durch äußere Einflüssen (Temperatur, Feuchtigkeit) kommen kann, ist es wünschenswert, diese Deformationen zu lokalisieren und zu analysieren. Damit kann man auf Ursachen von Rissbildungen oder ähnlichen Phänomenen rückschließen. Im Chateau Germolles treten genau solche Phänomene (Rissbildungen, Abplatzungen) im Ausgangs beschriebenen Garderobenzimmer der Margarethe von Bayern auf. Diese sind vor allem im Stuckbereich der Decke verortet. Ziel des Kooperationsprojektes zwischen dem i3mainz und der Sarl Germolles, vertreten durch Prof. Christian Degrigny, ist es die Veränderungen und Deformationen der Stuckapplikationen über mehrere Messkampagnen zu detektieren, zu analysieren und zu dokumentieren. Aufgrund der zu erwartenden Deformationen, die sich vorrangig im Submillimeterbereich befinden werden, ist ein Messsystem zu wählen, dass zum einen vom Detailgrad her die Applikationsoberfläche in ausreichender Auflösung abtasten kann und zum anderen auch die Genauigkeit liefert, geometrische Änderungen von wenigen Zehntelmillimetern nachzuweisen. Basierend auf den Anforderungen erfolgt die dreidimensionale Erfassung der Stuckoberfläche mittels aktiver Stereophotogrammetrie. Hierfür wird ein Nahbereichsscanner der Firma GOM mit einer räumlichen Auflösung von 0,2 mm und einer Tiefengenauigkeit von ca. 0,05 mm (Abhängig von Material und Oberflächenbeschaffenheit) eingesetzt.  Um eine Aussage über die möglichen Änderungen am Stuck durch z.B. Temperaturbedingte Einflüsse treffen zu können, werden insgesamt vier Messkampagnen zu verschiedenen Jahreszeiten durchgeführt.

Aktivitäten

In einer ersten Messkampagne im Juni 2018 wurde die Grundlagenvermessung für die folgenden Messkamapagnen durchgeführt. Um stabile und vergleichbare Messungen über die insgesamt vier Messkampagnen garantieren zu können, sind dauerhaft angebrachte Referenzpunkte nötig. Diese wurden vor dem eigentlichen Messprozess in Zusammenarbeit mit Christian Degrigny, dem vor Ort ansässigen Restaurator, im kompletten Stuckbereich angebracht. Da diese Punkte nicht nur der Unterstützung der Messungen mittels Streifenlichtprojektionsscanner dienen, sondern auch für die Verknüpfung der einzelnen Messkampagnen genutzt werden, ist es notwendig, die Koordinaten der Refernzpunkte vor dem Scanprozess photogrammetrisch zu bestimmen. Aus der Kombination von Mehrbildphotogrammetrie und aktiver Stereophotogrammetrie kann der gesamte Stuckbereich aufgenommen werden.

Die zweite Messkampagne wurde zeitlich so angelegt, dass im Château de Germolles gerade die Heizperiode anfing. Hier wurde überprüft, ob diese temperaturbedingten, klimatischen Änderungen den Stuck angreifen.

Resultate

Die erste Messkampagne liefert die geometrisch hochgenaue Grundlage fürs Monitoring, in Form eines digitalen 3D-Modells der kompletten Stuckapplikationen. Nach der messtechnischen Erfassung des Stucks in der zweiten Messkampagne ist ein erster Vergleich mit den Daten der vorherigen Messkampagne möglich.