Bisenzio. Multi-disziplinäre Erforschung eines bedeutenden etruskischen Zentrums von der jüngeren Bronzezeit bis in die Archaische Periode
In dem archäologischen Forschungsprojekt am Monte Bisenzio (Italien) verantwortet das i3mainz die messtechnischen Grundlagen und die nachhaltige Verwaltung der Forschungsdaten. In dem von der DFG für zunächst drei Jahre geförderten Vorhaben steht die archäologisch-geophysikalische Prospektion, die systematische Begehung sowie die Aufarbeitung von Altfunden eines Zentrums der frühetruskischen Kultur im Vordergrund. Das Ziel des Projektes ist es, ein besseres Verständnis von Bisenzio in weiterem Kontext – sowohl im Verhältnis zu anderen wichtigen Zentren im südlichen Etrurien als auch allgemein im Zusammenhang mit Urbanisierungsprozessen und sozialen Entwicklungen im weiteren Mittelmeerraum – zu gewinnen. Verantwortet wird das Projekt von Prof. Dr. Christopher Pare (JGU) und Dr. Andrea Babbi (RGZM). Die geophysikalischen Messungen führt das LBI ArchPro (Wien) durch.
Motivation
Die Arbeiten des i3mainz im Rahmen des internationalen Kooperationsprojekts „Bisenzio. Multi-disziplinäre Erforschung eines bedeutenden etruskischen Zentrums von der jüngeren Bronzezeit bis in die Archaische Periode“ konzentrieren sich auf die Sicherstellung eines ausreichend genauen geodätischen Bezugsrahmens für die Prospektionsarbeiten der Kooperationspartner und die Zusammenführung und nachhaltige Bereitstellung der erzielten Forschungsdaten.
Bisenzio liegt am Westufer des Bolsenasees in den Volsiner Bergen nördlich von Rom. In den See hinein schiebt sich die Kuppe des Monte Bisenzio, der über einen Höhenrücken mit den westlich anschließenden Hügeln verbunden ist, durch deren Tuffgestein sich Flussläufe geschnitten und nördlich wie südlich des Monte Bisenzio breite Schwemmfächer aufgeschüttet haben. Sie bilden das Gebiet der römischen Stadt Visentium und der um 500 v.Chr. verlassenen etruskischen Siedlung, deren antiker Name nicht überliefert ist.
Erste Siedlungsspuren auf dem Monte Bisenzio reichen in das 10. Jh. v. Chr. und somit in die Bronzezeit zurück. In der Fachwelt bekannt ist das etruskische Bisenzio allerdings vor allem aufgrund zahlreicher Grabfunde aus den Nekropolen von Olmo Bello, Polledrara oder San Bernardino im Umfeld des Siedlungsgebiets.
Ausgangspunkt für die Aktivitäten des i3mainz ist das landwirtschaftlich geprägte Messgebiet, das eine Fläche von 2,5 km² einnimmt und in den zugänglichen Bereichen durch das LBI ArchPro vollständig geophysikalisch prospektiert wird. Der Geologie des Unteruchungsgebietes entsprechend kommen unterschiedliche Georadar-Systeme (ground penetrating radar, GPR) zum Einsatz, die Signale mit einer räumlichen Auflösung von ca. 8x8 cm aufzeichnen und Informationen über das Reflektionsverhalten von Oberflächen im Untergrund liefern. Diese Kartierung von Bodeneingriffen durch den Menschen wird in Kombination mit den Ergebnissen der Feldbegehung, bei der oberflächlich freiligende Befunde und Objekte tachymetrisch dokumentiert werden, ausgewertet. Das Messnetz muss daher die notwendige Genauigkeit der Lagebestimmungen beider Verfahren in dem 2.5 km² großen Gebiet sicherstellen, damit die Ergebnisse der Begehungen und der GPR-Messungen sicher zueinander verortet werden können.
Sie bilden die Grundlage für die Auswertung der chronologischen Entwicklung und die interne räumliche und funktionale Gliederung der etruskischen Siedlung am Monte Bisenzio.
Aktivitäten
Margaritha Vogt und Kai-Christian Bruhn führten in der Zeit vom 5. Juli bis zum 17. Juli 2015 die Vermessungsarbeiten im Rahmen der ersten Kampagne des Projekts durch. Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet 76 Punkte neu vermarkt und eingemessen. Zusätzliche 7 Messungen unterstüzten die geophysikalischen Prospektionsarbeiten und für Kollegen der ISPRA aus Neapel wurde die Lage von geologischen Bohrungen im Untersuchungsgebiet eingemessen.
Die Lage der Punkte ist in vier übergeordneten Koordinatensystemen bestimmt (WGS84, ETRS2000 UTM32N, ETRS2000 UTM33N und ECEF). Die Transformationsparameter insbesondere von WGS84-Koordinaten in ein altes System der italienischen Landesvermessung (Gauß-Boaga) wurden selber vor Ort bestimmt.
Für die archäologischen Prospektionsarbeiten wurde ein lokales Koordinatensystem festgelegt (KaMa-Bisenzio). Die Höhen im KaMa-Bisenzio-Netz sind geometrische Höhen, die sich auf das Geoidmodell EGG97 beziehen.
Bereits im Vorfeld der Arbeiten vor Ort sammelten Tobias Kohr, Thomas Engel und Axel Kunz Geodaten aus dem Untersuchungsgebiet und bereiteten Datenbestände, die italienische geodatenführende Stellen auf Vermittlung von Andrea Babbi zur Verfügung stellten, für die Forschungsarbeiten auf. Sie stehen allen Projektpartnern über ein webbasiertes GIS zur Verfügung, das mit dem GeoExplorer Framework realisiert ist und auch im Projektverlauf dem Datenaustausch zwischen den Kooperationspartnern dient.
Resultate
Ergebnisse der Aktivitäten im ersten Projektjahr ist die WebGIS-Anwendung, die alle vorhandenen Informationen in ihrem Raumbezug repräsentiert und durch die Projektpartner sukzessive ergänzt wird. Daneben bilden ein zusammenfassender Bericht, eine ausführliche Punktdokumentation sowie die archivierten Vermessungsdaten die Grundlage für die Prospektionsarbeiten und Feldbegehungen.