12.09.2023

RAFVINIERT auf dem EALD Symposium 2023 in Bergen, Norwegen

Kevin Kaminski während seines Vortrags in Bergen, Norwegen Markus Schaffert, CC BY SA 4.0
Anfang September stellten Markus Schaffert und Kevin Kaminski vom Projekt RAFVINIERT Teile ihrer Forschung auf dem EALD Symposium 2023 in Bergen, Norwegen vor.

Bereits zum dritten Mal präsentierte das Projekt RAFVINIERT auch in diesem Jahr Teile seiner Forschung auf dem International and Interdisciplinary Symposium of the European Academy of Land Use and Development (EALD), welches vom 7. bis 9. September 2023 von der Western Norway University of Applied Sciences (HVL) in Bergen, Norwegen organisiert und ausgerichtet wurde.

Markus Schaffert sprach in seinem Vortrag darüber, wie es gelingen kann, der Zersiedelung in Deutschland entgegen zu wirken, um lokale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. In der Praxis ist es schwierig, beispielsweise das 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, da vor Ort die Gemeinden über die Art und Intensität der Flächennutzung auf ihrem Gebiet entscheiden.

Seit den 1950er Jahren ist es in den alten Bundesländern gängige kommunale Praxis, immer mehr Baugebiete für Wohn- oder Gewerbezwecke auszuweisen und zu erschließen. Seit der deutschen Wiedervereinigung hat sich dieser Trend auch in vielen Städten und Gemeinden der neuen Bundesländer durchgesetzt. Im ländlichen Deutschland erfolgt die Entwicklung neuer Baugebiete häufig entkoppelt vom tatsächlichen Bevölkerungsbedarf und ist in schrumpfenden ländlichen Regionen auch zu einem aktiv genutzten Instrument im „Kampf um Einwohner“ geworden.

Ein Lösungsansatz könnte darin bestehen, die Bürger vor Ort direkter einzubeziehen, um der weit verbreiteten Praxis der Zersiedelung entgegenzuwirken. Wir gehen davon aus, dass sich Bürger in einem demokratischen Staat eher mit den Auswirkungen der Zersiedelung befassen, wenn deren negative Folgen, wie der Verlust landwirtschaftlicher Flächen, der Fähigkeit zur Kohlendioxidbindung und der Artenvielfalt, erkannt werden. Zu diesem Zweck entwickeln wir mithilfe von Geodaten und Geo-IT allgemein verständliche Visualisierungen des örtlichen Flächenwachstums.

Kevin Kaminski setzte sich in seinem Vortrag ebenfalls mit der Problematik der Zersiedelung auseinander. Sie zeichnet sich durch eine geringe Wohndichte, automobilorientierte Umgebungen und einen Mangel an Zentralität aus und ist eine große Herausforderung für die soziale und räumliche Gerechtigkeit in der heutigen Urbanisierung.

Mittels einer gemischten Methode haben Kaminski und Konstantin Geist Begehbarkeit, Nutzen und sozioökonomische Merkmale mit qualitativen Analysen operationalisiert. Ihr Ziel ist es, die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Zersiedelung und unterschiedlichen Formen der Benachteiligung von Stadtteilen am Beispiel von Kaiserslautern zu konzeptualisieren. Hierfür untersuchten sie die Gestaltung und Zugänglichkeit städtischer Gebiete für die Fußgängerbewegung, die Förderung sozialer Interaktion und des Zusammenhalts sowie Gesundheits-, Kultur-, Bildungs- und Transporteinrichtungen.