24.11.2014
3D-Aufnahme der Bremer Kogge

Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Hansekogge ist 24 m lang und 8 m breit. Die Überreste der vermutlich bei einer Flut gesunkenen Kogge wurden 1962 bei Hafenerweiterungsarbeiten in der Weser bei Bremen gefunden und geborgen. Ab 1972 wurden die über 2000 gefundenen Wrackteile zusammengesetzt, konserviert und ab Mai 2000 im Deutschen Schifffahrtsmuseum ausgestellt. Da aufgrund des großen Gewichts der zusammengesetzten Einzelteile große Kräfte wirken, die zu Deformationen führen, wird die Kogge mittlerweile mit Stahlstreben gestützt.
Um ggf. minimale Restbewegungen festzustellen, nahmen Stefan Mehlig und Carina Justus vom im November 2014 erste Messarbeiten an der Kogge vor.
Am ersten Tag der Messkampagne erfolgten die tachymetrischen Messungen zur Anlage eines lokalen Festpunktnetzes rund um die Kogge. Von mehreren Tachymeterstandpunkten wurden neben den Festpunkten, an der Kogge angebrachte Punkte sowie Targets für die anschließende Laserscanningaufnahme aufgemessen. Die tachymetrisch bestimmten Koordinaten der Targets helfen zum einen bei der Verknüpfung der Punktwolken der einzelnen Laserscans im neu angelegten Koordinatensystem, und liefern zum anderen die Basis für spätere Deformationsanalysen nach weiteren Messungen.
Am zweiten und dritten Tag erfolgte mittels terrestrischen Laserscannings (Leica ScanStation P20) und Streifenlichtprojektion (gom ATOS III) die 3D-Aufnahme der Kogge. Für die komplette Erfassung waren insgesamt 29 Laserscanner-Standpunkte erforderlich. Der Zugang zur Kogge über insgesamt drei Etagen erlaubte eine umfassende Aufnahme, unter anderem auch das „Innere“ der Kogge. Die Punktwolken der Laserscans werden in der anschließenden Auswertung zu einer einzigen 3D-Punktwolke verknüpft, aus der wiederum ein digitales 3D-Oberflächenmodell berechnet werden kann.
Am vorderen Kielbereich der Kogge sind aufgrund der Belastung die größten Bewegungen zu erwarten. Um hier ein höher aufgelöstes 3D-Oberflächenmodell zu erhalten, wurde dieser Bereich zusätzlich mit einem Streifenlichtprojektor erfasst. Diese Datengrundlage erlaubt später genauere Analysen über Bewegungen und Verformungen in diesem Teilstück.
Aussagen über eventuell auftretende Deformationen an der Kogge können erst nach einer weiteren messtechnischen 3D-Aufnahme getroffen werden, da hierzu ein Vergleich zweier oder mehrerer Datensätze erforderlich ist. Die entsprechenden Messungen werden voraussichtlich im Herbst des nächsten Jahres 2015 durchgeführt werden.