
In vielen Fällen sind Grabdenkmäler nicht vollständig erhalten, vielmehr liegen nur einzelne Steinfragmente unterschiedlicher Größe vor. Um nun die Grabdenkmäler aus vorliegenden Teilobjekten rekonstruieren zu können, muss ein möglichst vollständiges Bild des Denkmälerbestands erstellt werden. Die einzelnen Blöcke müssen ihrer Position im ursprünglichen Bauverbund zugewiesen und - wenn möglich - der Grabmaltyp rekonstruiert werden. Grabmonumente folgen bestimmten Proportionsverhältnissen. Mit dieser Information lässt sich die ungefähre Größe eines Monuments bestimmen, auch wenn nur wenige Blöcke vorhanden sind. Die Vervollständigung von Relief- oder Dekorfragmenten liefert die Höhe und Breite solcher Darstellungen. Auch Vergleiche mit besser erhaltenen Darstellungen oder Bauwerken helfen bei der Rekonstruktion.
Als Grundlage der Rekonstruktion werden 3D-Modelle der vorhandenen Grabmalfragmente benutzt. Die 3D-Modelle werden, je nach Objekt, geometrischen Genauigkeitsansprüchen und den vorhandenen Oberflächen mit einem 3D-Scanner aus der industriellen Messtechnik (GOM ATOS Core 500 oder ATOS III Triple Scan Streifenlichtprojektionsscanner, räumliche Auflösung 0,25 mm) erzeugt. Da diese Verfahren relativ aufwändig sind, beschränkt sich die Aufnahme auf eine Auswahl der derzeit als projektrelevant eingestuften ca. 1.500 Steinobjekte. Mit Hilfe der Modelle können die Objekte bei den Rekonstruktionsarbeiten immer wieder von allen Seiten am Computer angesehen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und Maße genommen werden. So ist es möglich, die meisten der während der Auswertung aufkommenden Fragen zu beantworten, ohne jedes Mal erneut die Magazine aufsuchen zu müssen, in denen die Fragmente gelagert sind. Auch Zeichnungen der Objekte können am Bildschirm erstellt werden. Bei Bedarf sind virtuelle 3D-Rekonstruktionen der Denkmäler herstellbar, in die die 3DModelle eingearbeitet werden. Die 3D-Rekonstruktionen haben den Vorteil, dass Erkenntnisfortschritte leicht visualisiert und damit überprüft und ggf. modifiziert werden können. Wenn alle Teilnehmer Zugriff auf die 3D-Modelle bzw. Rekonstruktionen haben, bieten diese eine sehr konkrete Diskussionsgrundlage. Dadurch wird die Zusammenarbeit effektiver und präziser.