Aufgabe des i3mainz ist unter anderem die Erfassung digitaler 3D-Modelle der ARS, die zusätzlich Oberflächentextur/ -farbe erhalten sollen. Diese wird mittels photogrammetrischer Techniken erfasst und auf die entsprechenden 3D-Daten korrekt projiziert. Um dies umsetzen zu können, wurde im Jahr 2018 ein Workflow entwickelt, welcher es ermöglicht 3D-Modell und Textur präzise zusammenzubringen. Für die Gewinnung der 3D-Modelle wird ein Streifenlichtprojektionsscanner Atos Triplescan der Firma GOM genutzt. Je nach Objektgröße kommen das Messvolumen 170x 130 x 130 mm oder 320 x 240 x 240 mm zum Einsatz. Dabei werden von jedem Objekt die Vorder - und Rückseite getrennt voneinander in einem jeweils eigenen Referenzpunktsystem aufgenommen. Diese Referenzpunkte dienen zur späteren genauen Projektion der Textur auf das jeweilige 3D-Modell. Für die Texturgewinnung wird eine NIKON D800 Systemkamera eingesetzt. Damit die Aufnahme der Fotos ohne größere Einflüsse von außen, wie den Lichtverhältnissen, aufgenommen werden können, werden alle Objekte in einem Fotozelt liegend fotografiert. Hier ist zudem wichtig, dass die Aufnahmen der Fotos direkt nach der Erfassung des Objektes mit dem Streifenlichtprojektionsscanner gemacht werden, ohne dass das Objekt bewegt wird, damit sich beide Datensätze im gleichen Referenzpunktrahmen befinden. Zusätzlich werden alle Fotos im Nachhinein mit einer ColorChecker Software nachbearbeitet um die Farbechtheit zu gewährleisten. Die Transformation beider Datensätze ( 3D-Modell und Textur) aufeinander ergibt ein texturiertes 3D-Modell mit dem die nachfolgenden Analysen durchgeführt werden können.
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Bei der Entwicklung des Viewers werden Webtechnologien wie HTML5 und WebGL eingesetzt. Zunächst wurde ein Framework gesucht, mit dem sich die texturierten 3D-Modelle anzeigen lassen. Durch die hohe Auflösung der Objekte und die damit verbundene Dateigröße müssen multi-resolution Datenformate benutzt werden, bei der das Originalmodel in mehreren Auflösungen gespeichert wird. Bei der Betrachtung wird dann automatisch die zum aktuellen Ausschnitt passende Auflösung bereitgestellt und ermöglicht somit das Arbeiten mit großen 3D-Modellen. Die erste Funktion die implementiert wird, dient zur Annotation der Appliken indem der Nutzer die Applike auf dem 3D-Modell interaktiv markieren. In diesem Schritt soll auch die fachliche Beschreibung durch den Archäologen erfolgen.
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Der Vergleich von Appliken erfordert verschiedene, rechenintensive Prozessierungen und kann daher nicht im Browser stattfinden. Zunächst muss der Bereich der Applike aus dem Originalobjekt ausgeschnitten werden und ihre grundlegen Geometrie bestimmt werden, durch den Herstellungsprozess sind die Appliken unterschiedlich verformt. Diese Verformung muss vor einer Ähnlichkeitsanalyse rückgängig gemacht werden, indem die Objektgeometrie im Bereich der Applike bestimmt und durch eine Transformation beschrieben wird. Damit ist eine Rückrechnung der originalen Applikenform und damit auch der Vergleich mit anderen Appliken möglich. Â
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Die notwendigen 3D-Analyse- und Visualisierungswerkzeuge, die Nutzung fachspezifischer Bezeichnungsstandards und die Einbindung externer Fachdatenbanken erfordern den Aufbau einer angepassten, virtuellen Plattform. Zur Referenzierung und Langzeitarchivierung werden die digitalen Master über die Objektdatenbank Arachne zugänglich gemacht.
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Die ARS3DOnto ist die Ontologie, welche die notwendige Struktur für die Dokumentation der archäologischen Beobachtungen und Interpretationen über die African Red Slipware liefert. Die Interpretationen werden durch die Argumente nachvollzogen, bei denen es sich um einfache archäologische Beobachtungen handeln kann, die mit Fakten und Hypothesen der historischen und/oder religiösen Erzählungen, mit verschiedenen zuvor dokumentierten Aussagen und/oder mit der räumlichen Analyse der gescannten Daten in Zusammenhang stehen oder stehen können. Die Ontologie bietet auch den notwendigen Rahmen, um Meta-, Para- und Herkunftsinformationen der aufgenommenen und verarbeiteten 2,5D/3D-Daten der African Red Slipware und ihrer digitalisierten und annotierten Anwendungen zu speichern. ARS3DOnto basiert auf dem CIDOC-CRM und seinen verschiedenen Erweiterungen wie CRMDig oder CRMSci. Neben denen des CIDOC-CRM stellt die Ontologie verschiedene Axiome dar, die für die Definition von ARS und seiner Merkmale erforderlich sind. Diese Axiome sind mit den von CRMs definierten Axiomen entweder durch Klassen-Unterklassen- oder andere Beziehungen verbunden. Ein RDF-Triplestore wird mit der Ontologie definiert, die die Daten speichert und auch eine formale semantische Beschreibung der Daten liefert.
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